Wertschätzend führen und kommunizieren – gerade jetzt!

Wertschätzend führen und kommunizieren
Lesedauer: 3 Minuten

In Krisen- oder Marktumbruchsituationen häufen sich in den Unternehmen die Konflikte – weil die Nerven aller Beteiligten angespannt sind. Herunter leiden nicht selten der Führungsstil und die Kommunikationskultur. 

Führungskräfte sollten einen wertschätzenden, von wechselseitigem Respekt geprägten Umgang mit ihren Mitarbeitern pflegen. Das wird in Führungsseminaren oft betont. Doch im Arbeitsalltag spüren die Mitarbeiter hiervon häufig wenig. In ihm herrscht nicht selten ein eher rauer Umgangston: insbesondere dann, wenn es im Gebälk des Unternehmens brennt – zum Beispiel, weil die Einnahmen wegbrechen – und die Führungskräfte selbst unter einem hohen Druck stehen. Dann werden oft sogar die banalsten Benimm-Regeln vergessen, die im menschlichen Miteinander eigentlich gelten.

Deshalb hier einige Tipps, wie Sie auch in eher „schlechten Zeiten“ Ihren Mitarbeitern mit Respekt begegnen und mit ihnen wertschätzend kommunizieren.

  1. Reflektieren Sie, bevor Sie mit Mitarbeitern kommunizieren, deren Befindlichkeit. Speziell in Krisensituationen ist dies wichtig, denn diese verunsichern auch Ihre Mitarbeiter.
  2. Verfassen und versenden Sie nie spontan zum Beispiel aus einem Gefühl der Wut heraus eine Mail. Sie bereuen dies meist kurze Zeit später. Speichen Sie die Mail zunächst im Entwürfe-Ordner und lesen Sie diese mit etwas zeitlichen Abstand noch ein, zwei Mal gegen, bevor Sie auf den Versenden-Button drücken.
  3. Reflektieren Sie, bevor Sie mit Mitarbeitern – ganz gleich über welchen Kanal – kommunizieren, stets auch Ihre eigene Befindlichkeit. Wenn Sie sich nicht in der Lage fühlen, wertschätzend zu kommunizieren, vertagen Sie das Gespräch oder tun Sie zunächst etwas, um Ihre Stimmung zu verbessern.
  4. Akzeptieren Sie, dass auch Sie ein Wesen aus Fleisch und Blut sind und oft nicht so rational reagieren, wie Sie dies gern möchten. Machen Sie sich bewusst, welche Emotionen Sie gerade verspüren, die Ihr Empfinden und Handeln mitbeeinflussen. Emotionen sind keine Krankheiten, sie sind ein Teil von uns.
  5. Wenn Sie sich angesichts der Ist-Situation unsicher oder gar hilflos fühlen, setzen Sie sich damit auseinander – möglichst mit stabilen, reflektierten Persönlichkeiten aus Ihrem Netzwerk oder einem guten Coach. Verschaffen Sie sich so viel Sicherheit wie möglich, ohne sich etwas vorzumachen. Nehmen Sie das Ruder in die Hand statt ein „Opfer der Umstände“ zu sein.
  6. Versuchen Sie die schlechten Umstände oder Rahmenbedingungen so zu akzeptieren wie das Wetter – entsprechend der Maxime: „Change it, love it or leave it“. Es gibt für jedes Wetter eine geeignete Kleidung und für jede Situation bzw. Konstellation ein adäquates Verhalten.
  7. Als Führungskraft müssen Sie in der Lage sein, Ihren Gefühlshaushalt zu steuern, denn es zählt zu Ihren Aufgaben, Ihren Mitarbeitern Orientierung und Halt zu geben. Sorgen Sie dafür, dass Sie stets auch den Silberstreifen am Horizont bzw. das Licht am Ende des Tunnels sehen. Zum Beispiel, indem Sie sich bewusst machen, welche Schwierigkeiten Sie und Ihr Team in der Vergangenheit schon gemeistert haben.
  8. Suchen Sie in Krisensituationen verstärkt das persönliche Gespräch mit Ihren Mitarbeitern. Erkundigen Sie nach Ihrem persönlichen Befinden. Geben Sie ihnen auch Einblicke in Ihr Gefühlsleben. Das macht Sie menschlich und festigt ihre Beziehung.
  9. Übernehmen Sie die Verantwortung für Ihr Verhalten. Entschuldigen Sie sich aufrichtig, wenn Sie sich mal im Ton vergriffen haben oder aus emotionalen Gründen über das Ziel hinaus schossen. Verzeihen Sie sich selbst solche „kleinen Fehler“, denn „Nobody ist perfect“.
  10. Machen Sie sich bewusst: Eine gelungene Kommunikation setzt stets die wechselseitige Bereitschaft voraus, den jeweils anderen richtig zu verstehen. Deshalb sind Sie nicht für jedes Missverständnis verantwortlich. Klären Sie diese trotzdem rasch.
  11. Lassen Sie sich nicht dazu verführen, auf die Suche nach persönlich „Schuldigen“ zu gehen. Das kostet nur Zeit und bringt schlechte Stimmung. Suchen Sie lieber nach den (Problem-)Ursachen und Lösungen.
  12. Sprechen Sie, sofern dies Ihre Unternehmenskultur zulässt, auch mit Kollegen aus dem Führungskreis über Ihr Gefühle und Bedenken. Dann werden Sie fast immer feststellen: Sie haben diese nicht allein. Folglich sind sie auch kein Ausdruck persönlicher Schwächen, sondern situationsbedingt. Sollte dies in Ihrem Unternehmen nicht möglich sein, suchen Sie sich ein anderes Austauschforum – wie zum Beispiel meine Werkstatt für Führung und Veränderung.
  13. Sorgen Sie dafür, dass Menschen in Ihrem Umfeld Ihnen regelmäßig ungeschönt Ihre Außenwirkung widerspiegeln. Dies ist Ihre einzige Möglichkeit zu erfahren, ob Ihr Verhalten bei anderen das auslöst, was Sie erreichen möchten oder genau das Gegenteil bewirkt.
  14. Sorgen Sie für Ihre Psychohygiene und Work-life-balance gerade in Krisen- und Stresssituationen – zum Beispiel, indem Sie in Ihrer Freizeit durch Sport oder eine gezielte Entspannung für den nötigen Ausgleich sorgen. Sonst brechen Ihre angestauten negativen Emotionen plötzlich unkontrolliert aus Ihnen heraus und Ihr Umfeld geht erschrocken auf Distanz zu Ihnen.

Über den Autor:

Doll, Klaus -PortraitKlaus Doll ist Inhaber der Klaus Doll Organisationsberatung, Neustadt an der Weinstraße. Er veranstaltet regelmäßig eine zweitägige offene „Werkstatt für Führung und Veränderung“, in der Führungskräfte u.a. gemeinsam ihre persönliche Ist-Situation in ihrem Unternehmen reflektieren.

 
Werbung

Wie denkst du darüber? Teile uns deine Meinung mit! Hinterlasse doch einen Kommentar: