
Ob hoch oben am Dachboden, ganz hinten im Kellerwinkel oder gut versteckt im Gartenhaus: Gerümpel findet sich an vielen Orten. Oft genug sind es gerade die Orte, die man umso lieber meidet und noch lieber aus dem Gedächtnis verdrängt. Warum eigentlich?
Weil Gerümpel immer mit Gefühlen, Erlebnissen, oft genug auch mit Verletzungen zu tun hat. Gerade letztere sind Grund genug, unsere gehorteten Erinnerungsstücke zu ignorieren. Das Ergebnis: Von Tag zu Tag nehmen die Gerümpelberge zu und machen es uns immer schwerer, sie einfach nur als übliches Chaos abzutun. Wir befinden uns in bester Gesellschaft. Aber auch wenn es nur wenige Menschen gibt, denen der Staub in und um ihr beachtenswertes Leben wirklich Spaß macht, entrümpeln die wenigsten wirklich gerne. Dabei würden sie unser Leben glücklicher und zufriedener machen – die endlich leeren Regalböden und entstaubten Beziehungsgeschichten!
Und wir mittendrin
Bei einem Spaziergang durch unsere Wohnung oder unser Haus begegnet uns unser Leben. Die Kiste mit den Urlaubsbildern. Die durchgetanzten Hochzeitsschuhe. Die Fingerfarben-Kunstwerke der Kinder. Der Wintermantel aus der Jugendzeit. Leben an allen Ecken und Enden – schön bunt und voller Erfahrung. Unverwechselbar und echt. Und wir mittendrin. Klar, dass es da schwer fällt, loszulassen, sich zu trennen, zu ent-scheiden, was man wegwirft und was man behalten will. Vielleicht hilft ja folgende Überlegung: Stellen wir uns einmal vor, wir würden für eine längere und unbestimmte Zeit auf eine einsame Insel reisen. Nun geht es darum, all das einzupacken, was uns wichtig ist und was wir für diese Zeit benötigen. Ganz ehrlich: Gehen wir dazu in den Keller oder auf den Dachboden? Vielleicht, um den Koffer zu holen, den wir berechtigterweise dort aufbewahren. Genau mit dieser Überlegung verliert unser Gerümpel bereits ungesehen an Bedeutung und beweist, dass es in unserem Leben maximal die zweite, wenn nicht die letzte Geige spielt. Und umso leichter fällt es, sich von einigen dieser Dinge in Ehren zu verabschieden.
Fünf Tipps zum Entrümpeln
Im Laufe unseres Lebens sammelt sich vieles an: Gegenstände, Erinnerungen, Erfahrungen, Begegnungen, Schmerzliches und Schönes. Irgendwann ist der Moment gekommen, da wir unser Leben entrümpeln müssen. Begonnen bei den Schulheften aus der 1. Klasse bis zur großen Blumentopfsammlung. Doch auch unsere Seele braucht ab und an eine Entrümpelung, damit sie wieder frei, jung und unbeschwert sein kann. Nachfolgende fünf Tipps helfen dabei, loszulassen, im Wissen, dass wir etwas weggeben, weil wir es nicht mehr brauchen, aber vielleicht jemand anderes, weil es defekt ist oder weil wir gar nicht mehr wussten, dass wir es überhaupt haben und uns deshalb umso leichter davon trennen können.
Entrümpeln und Wegwerfen sind keine Zwillinge
Hüten Sie sich davor, all Ihr ungeliebtes Gerümpel in den Müll zu werfen. Viele Gründe sprechen dagegen, unter anderem auch die Frage der Ökologie. Und bei den meisten von uns sicherlich auch die Größe der Mülltonne!
Vom Gerümpel zum Gesprächsstoff
Sie denken schon, dass die eine oder andere Freundin so manche Ihrer Kellerschätze brauchen könnte. Doch genau wissen Sie das nicht? Dann nichts wie her mit Stift und Papier und fertig sind die Einladungen zu Ihrer ersten Gerümpelparty bei Ihnen zuhause. Jede und jeder Geladene darf fünf Gegenstände mitbringen, die entrümpelt werden sollen. Und alle anderen haben die Qual der Gerümpelwahl. Ganz nebenbei entstehen dabei nette Gespräche über unbekannte Hobbies, Erzählungen aus der Vergangenheit und witzige Begebenheiten.
Loslassen von A-Z
Was Sie weggeben, gehört Ihnen nicht mehr. Und genau deshalb darf die/der „Neue“ den Gegenstand gebrauchen, wie er oder sie möchte. Und selbst die Entscheidung, das „Ding“ dennoch irgendwann in den Müll zu geben, ist erlaubt. Bitte kommen Sie nicht auf die Idee, es sich vorher zurückzuholen!
Kreativ entrümpeln
Werden Sie erfinderisch und sorgen Sie mit ein paar „Upcycling“-Ideen für Entrümpelungsspaß. Ihnen fehlt noch das passende Geburtstagsgeschenk für eine gute alte Freundin? Dann gehen Sie auf die Suche nach Bildern aus der gemeinsamen Vergangenheit, holen sich Schere, Kleber und Klebefolie und gestalten daraus eine inspirierende Schreibtischunterlage. Und wohin mit den vielen Kalenderblättern? Schnell werden daraus besonders schöne Briefkuverts für Ihre nächste Freundepost!
Fehlkäufe verbannen
Sie wissen noch, das Sonderangebot damals: Zwei Schals für einen. Oder die Joghurtmaschine vor zwei Jahren zum Sonderpreis. Ja, die lieben Fehlkäufe sind einfach menschlich. Und ganz und gar unmenschlich ist es deshalb, sich von ihnen die Lebensfreude nehmen zu lassen. Sie wissen doch bereits, dass Sie diese Dinge nie brauchen oder tragen werden, weil sie eben doch nicht passen, unpraktisch oder einfach nur sinnlos sind, oder? Dann nehmen Sie noch heute ehrlich Abschied von besagten Gegenständen inklusive schlechtem Gewissen und schaffen Sie Raum für neue, sinnvolle Einkäufe.
Zugegeben: Sein Leben zu entrümpeln ist nicht leicht. Vor allem, wenn sich sehr viel Gerümpel angesammelt hat. Ob also wegwerfen oder behalten – beides sollten wir ganz bewusst tun. Bei der Kunst des Entrümpelns wandert der Blick vom Dachboden über die Erinnerung bis hin zu Körper und Seele. Das Ziel dabei: Mit einem Leben voller Begegnungen, kostbarer Augenblicke und bestärkender Momente Spuren zu hinterlassen. Spuren, die es mit Kisten voller verstaubter Erinnerungen bestens aufnehmen können und diese überdauern.
Über die Autorin:
Kathrin Karban-Völkl, Religions- und Gestaltpädagogin, ist Texterin aus Leidenschaft, Referentin mit Begeisterung und Buchautorin voller Lebenskraft. Stets im Mittelpunkt stehen dabei die Menschen und das Leben mit all seinen Facetten. Sie bringt zur Sprache, was nach Ausdruck sucht – im geschriebenen und gesprochenen Wort als Versteherin, Befürworterin, Wortbastlerin, und Jetztmensch.