Größte Hürde: die oft fehlende Existenzsicherung während der Weiterbildung
Eine Studie des Forschungsinstituts FORBA im Auftrag von AK Wien und AMS Wien zeigt, dass Weiterbildung die Berufschancen deutlich erhöht und ein wichtiger Beitrag zur Arbeitsplatzsicherung ist. Hauptmotive für ArbeitnehmerInnen, Weiterbildungsmaßnahmen zu ergreifen, sind die Sicherung des Arbeitsplatzes und die Verbesserung der beruflichen Situation. Beide Ziele werden erreicht: Nahezu alle (bis auf einen) Befragten hatten nach der Ausbildung eine Beschäftigung, entweder beim bisherigen Arbeitgeber, oft mit Verbesserung der beruflichen Position, oder in einem anderen Unternehmen. Die Studie zeigt aber auch, welche Hürden es bei Aus- und Weiterbildung für ArbeitnehmerInnen zu überwinden gilt. Neben der Vereinbarkeit von Ausbildungsmaßnahmen und familiärer Pflichten ist es vor allem die Existenzsicherung, die viele vor ganz große Probleme stellt. Zwei Drittel der Befragten hätten ohne finanzielle Förderung die beruflich notwendige Ausbildung überhaupt nicht machen können. Die Ergebnisse der Studie bestätigen für den Leiter der Abteilung Arbeitsmarkt und Integration in der AK Wien, Josef Wallner, die Forderung nach einem neuen Qualifizierungsgeld: „Es braucht diese neue Leistung, welche die bestehenden Aus- und Weiterbildungsinstrumente zusammenführt und allen Beschäftigten und Arbeitsuchenden ermöglicht, im Rahmen einer zweiten Chance eine neue Ausbildung zu machen.“
Das erfreuliche Ergebnis ist, dass sich die Erwartungen der TeilnehmerInnen – Absicherung der Beschäftigung und Verbesserung der beruflichen Situation – erfüllt haben. Diese wurden zum Teil kurzfristig, von manchen zumindest mittelfristig erreicht. Die Studie legte aber auch einige Stolpersteine offen. Die größte Hürde ist die Existenzsicherung. Da öffentliche Förderungen am Einkommen anknüpfen, ist daher bei geringem Einkommen auch die Leistung während der Ausbildung geringer. Die zweite große Herausforderung ist die Vereinbarkeit mit familiären Verpflichtungen – insbesondere Kinderbetreuung oder die Verantwortung für ältere Familienmitglieder. Speziell für AlleinerzieherInnen stellt dies eine besondere Belastung dar.
Wallner: „Aus- und Weiterbildung ist das wichtigste Kapital, das Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt nutzen zu können. Diese Chance muss allen offenstehen.“ Die AK fordert daher ein existenzsicherndes Qualifizierungsgeld und den weiteren Ausbau und die Verbesserung der Kinderbetreuungseinrichtungen um Familie und Beruf, aber auch Aus- und Weiterbildung besser vereinbaren zu können.
Zur Studie
Das Forschungsinstitut FORBA hat im Auftrag der AK Wien und des AMS Wien eine Studie zu den Erfahrungen von TeilnehmerInnen an Weiterbildungsmaßnahmen gemacht. Dazu wurden TeilnehmerInnen befragt, die während der Ausbildung in Bildungskarenz oder Bildungsteilzeit waren bzw. ein Fachkräftestipendium bezogen haben. Alle diese Maßnahmen werden für Beschäftigte und Arbeitsuchende durch das AMS finanziert. Im Jahr 2016 waren dies in Österreich etwa 16.000 Personen.
Quelle: APA Ots