Trendscout
Lesedauer: 4 Minuten

  • LinkedIn Studie: Deutliche Diskrepanz zwischen Status Quo in deutschen Unternehmen und Erwartungen der Arbeitnehmer, was Flexibilität im Job betrifft

  • Vor allem Frauen fordern flexibles Arbeiten – Re-Traditionalisierung droht

  • Flexibilität der Zukunft: Karrierepausen entstigmatisieren und wertschätzen

  • LinkedIn führt neue Funktion zum Kennzeichnen von beruflichen Auszeiten ein

Anwesenheit von Montag bis Freitag, fixe Arbeitszeiten und ein fester Arbeitsplatz – seit der Corona-Pandemie gehören diese Grundpfeiler des Arbeitslebens der Vergangenheit hat. Flexible Regelungen sind in vielen deutschen Unternehmen inzwischen etabliert, wie eine neue Studie* des beruflichen Netzwerks LinkedIn zeigt. So sagen 78 Prozent der Personalverantwortlichen, dass in ihrem Unternehmen flexibles Arbeiten offiziell geregelt ist, und bei 83 Prozent wurden die bereits existierenden Richtlinien infolge der Pandemie angepasst.

Dennoch gibt es offenbar eine deutliche Diskrepanz zwischen dem, was Arbeitnehmer erwarten, und dem, was deutsche Unternehmen aktuell in punkto Flexibilität bieten: Während 83 Prozent der befragten Personalverantwortlichen glauben, dass ihre Mitarbeiter mit den bestehenden Regelungen zum flexiblen Arbeiten zufrieden sind, erwägen 40 Prozent der Arbeitskräfte hierzulande bei fehlender Flexibilität, ihre Stelle zu kündigen. 17 Prozent haben fehlende Flexibilität sogar schon einmal tatsächlich mit einer Kündigung quittiert. Ein Umstand, der Arbeitgebern zum Verhängnis werden könnte, insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels. Barbara Wittmann, Country Managerin bei LinkedIn für Deutschland, Österreich und die Schweiz, betont: „Unternehmen müssen den Wunsch nach mehr Flexibilität ernst nehmen, wenn sie sich im Wettbewerb behaupten wollen.“ Die Studie zeigt dabei klar, welchen hohen Mehrwert Flexibilität im Job für beide Seiten stiftet: flexibles Arbeiten verbessert die mentale Gesundheit, sagen sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber zu je 25 Prozent, und steigert darüber hinaus die Produktivität (32% Arbeitnehmer, 31% Arbeitgeber).

Flexibel arbeiten möchten vor allem Frauen – zu ihrem eigenen Nachteil?

Dass das Thema Flexibilität noch nicht zu Ende gedacht ist, zeigt die Studie im Hinblick auf Geschlechterrollen und Gleichberechtigung: Aktuell sind für Frauen flexible Modelle in vielerlei Hinsicht wichtiger als für Männer. So wünschen sie sich unter anderem häufiger Möglichkeiten zu Teil- (62 vs. 43%) oder Gleitzeit (48 vs. 33%), eine Vier-Tage-Woche (68 vs. 58%) oder reduzierte Stunden (61 vs. 49%). 56 Prozent der Personalverantwortlichen, die in der LinkedIn Umfrage befragt wurden, gehen beispielsweise davon aus, dass mehr Flexibilität im Berufsalltag dazu führt, dass nach der Pandemie wieder mehr Männer zurück in die Büros gehen, während Frauen auch weiterhin in größerem Maße von von zu Hause arbeiten – etwa, um sich dort „nebenbei“ um den Haushalt zu kümmern. Personalverantwortliche befürchten, für Frauen könnte es infolgedessen schwieriger werden, Beziehungen zu ihren Kollegen aufzubauen (22%), sie könnten gefühlt weniger berufliche Chancen erhalten (24%) und sich zudem weniger berechtigt fühlen, das einzufordern, was sie sich von ihrer Arbeit wünschen (23%).

Wittmann warnt: „Es droht eine Re-Traditionalisierung, zusätzlich befördert durch die Pandemie. Hier ist es höchste Zeit für ein Umdenken: Wir brauchen dringend eine einheitliche, geschlechterübergreifende Wahrnehmung von Flexibilität. Nur, wenn auch Männer flexible Arbeitsmodelle in allen Facetten nutzen und dadurch die derzeit vorherrschende Doppelbelastung der Frauen reduzieren, entsteht das Fundament für eine Arbeitswelt, die auch für Frauen gut funktioniert.“ Für Wittmann bedeutet das auch: „In der Arbeitswelt von morgen müssen wir Flexibilität breiter definieren – wir brauchen flexible Konzepte für den Berufsalltag, aber auch für Auszeiten in Bezug auf die Lebensarbeitszeit, wie zum Beispiel Sabbaticals, eine Umschulung bzw. Weiterbildung oder ganz klassisch die Elternzeit.“

Schubkraft statt Stigma: Karrierebruch wird zum Karriere-Boost

Obwohl Unterbrechungen der beruflichen Laufbahn laut 44 Prozent der Personalverantwortlichen häufiger werden, sind längere berufliche Auszeiten nach wie vor mit einem Stigma behaftet. 46 Prozent der Arbeitnehmer gehen davon aus, dass Kandidaten mit Lücke im Lebenslauf bei Bewerbungen weniger attraktiv wirken. Auf Seite der Unternehmen scheint hier jedoch ein Umdenken stattzufinden, wie die Studie zeigt: 46 Prozent der Personalverantwortlichen sind offen, jemanden einzustellen, der seine berufliche Laufbahn zeitweise unterbrochen hat. Nur 3 Prozent der befragten Personalverantwortlichen glauben, dass man in einer Karrierepause keine wertvollen Fähigkeiten erwirbt.

Dies deckt sich mit der Einschätzung von Arbeitnehmern, die bereits eine berufliche Auszeit eingelegt haben: Unabhängig vom Grund für ihre Karrierepause überwiegen für einen Großteil dieser Arbeitnehmer die Vorteile ihrer beruflichen Auszeit: sie konnten dadurch ihr Wohlbefinden steigern (63%), ihren weiteren Lebensweg sowie persönliche Ziele besser planen (57%) und neue Hard- und Soft-Skills erlernen. Besonders bei Themen wie Geduld (27%), Selbstbewusstsein (25%), Kreativität und Zeitmanagement (je 23%) sowie Problemlösungskompetenz (22%) gab ihnen die Auszeit einen großen Schub, den 71 Prozent von ihnen auch für ihre Arbeitgeber als wertvoll einstufen.

Berufliche Auszeiten sollten daher wertgeschätzt werden, findet Wittmann: „Die Stigmatisierung von nicht linear verlaufenden Lebensläufen ist nicht mehr zeitgemäß. Offenheit auf allen Seiten für flexibles Arbeiten und berufliche Pausen stellt einen wichtigen Schritt hin zu mehr Chancengleichheit dar. Es ist an der Zeit, die Karrierepause salonfähig zu machen.“ Deshalb ist es wichtig, die unterschiedlichen Stationen in der beruflichen Entwicklung transparent darzustellen und wertzuschätzen.

Auch LinkedIn unterstützt dieses Ziel und hat unter anderem eine „Career Break“-Option auf der Plattform eingeführt. Diese bietet Mitgliedern eine neue Möglichkeit, Arbeitsunterbrechungen in ihrem LinkedIn-Profil kenntlich zu machen. Unter dem Hashtag #FlexibilitätIst werden Mitglieder zudem zu einer Diskussion dazu eingeladen, was flexibles Arbeiten für sie bedeutet und wie es ihre eigene Karriere beflügelt hat. Zusätzlich stellt LinkedIn zum Beispiel folgende LinkedIn Learning Kurse kostenlos zur Verfügung: „Karriere-Tipps“, „Zeitmanagement-Grundlagen“, „Gehaltsverhandlung“, „Erfolgsstrategien für Frauen im Beruf“, „Erfolgsstrategien für Frauen in Führungspositionen“. Über die Diskussionen und Kurse auf der Plattform können sich LinkedIn-Mitglieder hilfreiche Kompetenzen rund um die vielfältigen Aspekte des flexiblen Arbeitens aneignen und so selbst aktiv den ersten Schritt in eine flexiblere Arbeitswelt gehen.

###

*Methodik: Censuswide hat im Auftrag von LinkedIn 2.004 Arbeitnehmer:innen in Deutschland im Zeitraum vom 21.01.2022 bis 07.02.2022 befragt sowie 506 Personalverantwortliche in Deutschland im Zeitraum vom 27.01.2022 bis 07.02.2022.

Insgesamt umfasst die von Censuswide durchgeführte globale Studie 22.995 Befragte in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, den Niederlanden, Österreich, Schweden, der Schweiz, Spanien, Brasilien, Kanada, Mexiko, den USA, Indien, Saudi-Arabien, Singapur, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Australien. Die Recherche wurde zwischen dem 21. Januar 2022 und 15. Februar 2022 durchgeführt.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichten wir in Pressemitteilungen auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Sprachformen, einzig in Zitaten nutzen wir beide Formen.

Über LinkedIn

Mit über 810 Millionen Mitgliedern weltweit und über 17 Millionen Mitgliedern im deutschsprachigen Raum ist LinkedIn das größte digitale Netzwerk für beruflichen Austausch, Information, Inspiration, Weiterentwicklung und Jobs. Wir vernetzen berufstätige Menschen und helfen ihnen dabei, im Beruf erfolgreich und zufrieden zu sein. In der LinkedIn Community teilen unsere Mitglieder ihre Beiträge in einem professionellen Rahmen und unterstützen sich gegenseitig.

Quelle: Presseportal.de

Werbung