Die internationale Personalberatung Heidrick & Struggles veröffentlicht seit vielen Jahren einen Überblick über die Veränderungen in den Aufsichtsgremien der größten europäischen Publikumsgesellschaften. In diesem Jahr flossen Daten von knapp 450 börsengelisteten Unternehmen aus 13 europäischen Ländern ein. Im aktuellen „Board Monitor Europe“ werden die Neuberufungen von Aufsichtsräten (Non-Executive Directors) in die Boards im Zeitraum März 2021 bis März 2022 ermittelt und analysiert.
Im Untersuchungszeitraum wurden in die europäischen Boards 573 neue Aufsichtsräte berufen – dies ist ein deutliches Plus gegenüber dem ersten Pandemiejahr mit lediglich 500 Neuberufungen. Dr. Nicolas von Rosty, Deutschlandchef von Heidrick & Struggles, sagt: „Wir konnten auch in Deutschland nach einem sehr ruhigen Jahr 2020 bei der Neubesetzung von Aufsichtsräten eine Belebung in den führenden Börsenkonzernen verzeichnen. Die Auswahl neuer Mitglieder ist dabei oft richtungsweisend für die strategische Ausrichtung der Unternehmen und bietet die Chance, sich für künftige Entwicklungen durch die personelle Auswahl zu wappnen.“
Welche europaweiten Trends sind aus den Neuberufungen ablesbar?
Mit 67 Prozent war der Anteil an neuberufenen Aufsichtsräten, die eine aktive Managementfunktion wahrnehmen, besonders hoch (März 2020 bis März 2021: 63 Prozent). Vor allem in Frankreich (80 Prozent), Norwegen (79 Prozent) und Italien (73 Prozent) tendierten die Unternehmen zu noch aktiven Kontrolleuren, während in Irland, den Niederlanden und Schweden in hohem Maße pensionierte Top-Managerinnen und -Manager in die Aufsichtsräte einzogen. Das durchschnittliche Alter der neuen Aufsichtsräte beträgt 56 Jahre.
Gleichzeitig sank europaweit die Zahl jener Board-Mitglieder auf 43 Prozent, die ein erstes Aufsichtsrat-Mandat wahrnehmen. Dr. Nicolas von Rosty erläutert: „Wir beobachten, dass bei der Kandidatenkür für Aufsichtsräte vergleichsweise jüngere Top-Leute, die ihre berufliche Karriere noch nicht abgeschlossen haben, besonders gesucht sind. Sie sollen durch ihre noch aktive Rolle und auch mit Hilfe ihrer Erfahrung als Aufsichtsräte in anderen Unternehmen Erfahrung bei der Lösung der vielen aktuellen Probleme und Risiken mitbringen.“
In dieses Bild passt, dass von den Neu-Aufsichtsräten 38 Prozent Erfahrung als CEO und 14 Prozent als CFO besitzen. Dr. von Rosty ergänzt: „Gesucht sind also ausgewiesene und hochkarätige Profis, die den Unternehmen bei der anstehenden Krisenbewältigung Stabilität verleihen können.“
Darunter leiden andere Aspekte: Bei den neuen Aufsichtsrätinnen und -räten zeichnet sich weiterhin kein Fortschritt bei Besetzungen in den Feldern Cyber Security und Nachhaltigkeit gegenüber dem Vorjahreszeitraum ab. Allerdings unterscheiden sich die einzelnen Länder hier deutlich. Bei den aktuellen Berufungen wurden die Sitze in Dänemark (23 Prozent), Irland (22 Prozent) und Frankreich (19 Prozent) mit Personen mit Erfahrungen bei Nachhaltigkeit vollzogen, während in Ländern wie Belgien, Deutschland und der Schweiz dieses Profil keine besondere Rolle spielte.
Aufsichtsräte mit digitalem Wissen wurden zu 15 Prozent berufen (Vorjahr 11 Prozent), jene mit Financial Risk & Compliance-Erfahrung zu 29 Prozent (Vorjahr 27 Prozent). Beides ist vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen plausibel. Dr. Nicolas von Rosty kommentiert: „Technologische Fortschritte bei der Datenanalyse, künstlicher Intelligenz und Metaverse führen dazu, dass Aufsichtsräte oft händeringend nach Kolleginnen und Kollegen mit Kenntnissen in diesen Kompetenzfeldern suchen. Risikomanagement besitzt ebenfalls derzeit höchste Priorität, da in Europa eine längere Phase wirtschaftlicher Verwerfungen droht.“
Gender Diversity trägt Früchte
43 Prozent aller neu besetzen Aufsichtsrat-Sitze gingen im Untersuchungszeitraum an Frauen, wobei die Quoten von Land zu Land stark variieren. In Spanien beispielsweise liegt der Anteil an Frauen unter den Neuaufsichtsräten bei 66 Prozent, in Belgien hingegen nur bei 31 Prozent. Dr. Nicolas von Rosty: „Der Drive, mehr weibliche Aufsichtsrätinnen in die Boards zu integrieren, hat nachgelassen. Im Vorjahreszeitraum zählten wir 46 Prozent weibliche Besetzungen.“
Dennoch ist der Anteil an Aufsichtsrätinnen in den führenden europäischen Konzernen nicht zuletzt durch die Einführung gesetzlicher Quoten höher als im operativen Top-Management. Über alle Unternehmen und Länder beträgt dieser Anteil derzeit 33 Prozent. Führend in dieser Betrachtung sind die Unternehmen in Frankreich (43 Prozent) und Italien (40 Prozent). Irland rangiert mit 27 Prozent am unteren Ende. Für Deutschland liegt der Wert bei 28 Prozent, wobei im Rahmen des „Board Monitor Europe“ die 90 Unternehmen des DAX und MDax berücksichtigt wurden.
Über Heidrick & Struggles
Heidrick & Struggles (NASDAQ: HSII) ist der Premiumanbieter in den Bereichen Executive Search, Führungskräfte- und Nachwuchsentwicklung und Managementberatung. Seit mehr als 60 Jahren setzt Heidrick & Struggles Maßstäbe in der Personalberatung und ermöglicht heute internationalen Topunternehmen als Partner für ganzheitliche Managementlösungen, ihre Welt zu verändern und zu gestalten.
Quelle: Presseportal.de