– Zwölf Prozent der deutschen Arbeitgeber planen Einstellungen
– 39 Prozent der Großunternehmen wollen neue Mitarbeiter
einstellen
– Höchster Beschäftigungsausblick in der Baubranche seit 15 Jahren
Die Stimmung bei deutschen Arbeitgebern scheint gut zu bleiben, etwa jedes achte Unternehmen will in den nächsten drei Monaten neue Mitarbeiter einstellen. Der saisonbereinigte Netto-Beschäftigungsausblick ist im dritten Quartal 2018 relativ stabil bei optimistischen +8 Prozent. Im Vergleich zum Vorquartal bleibt die Einstellungsbereitschaft gleich, zum dritten Quartal im Vorjahr ergibt sich ein Anstieg um zwei Prozentpunkte. Mit 85 Prozent will die große Mehrheit der deutschen Unternehmen ihre Personaldecke stabil halten. Somit zeigt sich eine leichte Abschwächung des positiven Trends. „Noch immer ist die Stimmung am Arbeitsmarkt positiv, die Arbeitslosenzahlen sind gering. Doch in den ersten Monaten dieses Jahres hat sich das Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone bereits abgekühlt, besonders in den großen Volkswirtschaften wie Deutschland zeigt sich ein schwächeres Bruttoinlandsprodukt. Auch drohende Handelskonflikte sorgen für leichten Gegenwind im Boom“, sagt Herwarth Brune, Vorsitzender der Geschäftsführung der ManpowerGroup Deutschland. „Noch profitieren Groß- und Einzelhandel von den vollen Kassen in Wirtschaft und Privathaushalten. Eine starke europäische Nachfrage trägt auch weiter den Export, trotz internationaler Differenzen.“ Branchenprimus ist die Bauwirtschaft: 27 Prozent der Unternehmen in der Baubranche planen zwischen Juli und September Neueinstellungen. Dies sind Ergebnisse des ManpowerGroup Arbeitsmarktbarometers für das dritte Quartal 2018, für das 1.014 Arbeitgeber in Deutschland befragt wurden.
Die deutschen Arbeitgeber bleiben laut dem neuesten ManpowerGroup Arbeitsmarktbarometer zuversichtlich. Von den Befragten in Deutschland wollen 97 Prozent wachsen oder ihre Belegschaft stabil halten. Der Nettobeschäftigungsausblick ist in allen neun untersuchten Branchen positiv. Ein Treiber dieser Entwicklung ist vor allem die Baubranche. Mehr als jede vierte Firma in diesem Sektor plant Neueinstellungen im Sommer 2018. Der Beschäftigungsausblick liegt bei respektablen +19 Prozent. Das ist der beste Wert seit dem Beginn der MEOS-Berechnungen aus dem Jahr 2003. Im Vorquartal lag der Wert bei +15, seit dem dritten Quartal 2017 konnte ein Anstieg um 17 Prozentpunkte erreicht werden. „Wie dieser Ausblick zeigt, hat der Bauboom nicht nur mit der Sommersaison zu tun. Die weiterhin niedrigen Zinsen locken immer mehr Bauherren, vor allem, da sich schon bald ein Ende der Niedrigzinspolitik der EZB abzeichnet“, sagt Brune, „Bei vollen Auftragsbüchern können trotz steigender Preise kaum noch neue Projekte angenommen werden, da es massiv an Fachkräften mangelt. Handwerker werden händeringend gesucht.“
Ebenfalls positiv entwickelt sich die Groß- und Einzelhandelsbranche mit einem saisonbereinigten Nettobeschäftigungsausblick von moderaten +8 Prozent. Sowohl im Vorquartal als auch im Vorjahr lag dieser Wert bei +7 Prozent. Aktuell ist es der höchste Wert dieser Sparte seit Anfang 2013. Die starke Binnen-Nachfrage in der Europäischen Union bleibt von internationalen Handelskonflikten noch unberührt. Das exportabhängige produzierende Gewerbe wird von diesem europäischen Trend noch getragen, verliert aber bereits leicht an Boden. Im dritten Quartal 2018 liegt der saisonbereinigte Beschäftigungsausblick hier noch bei respektablen +11 Prozent, das entspricht allerdings einem Rückgang um 3 Prozentpunkte im Vergleich zum starken Vorquartal. 12 Prozent der Firmen wollen trotzdem noch einstellen und nur 1 Prozent entlassen.
In anderen Branchen macht sich stärker bemerkbar, dass die Luft an der Spitze des Booms dünner wird. Die Verkehrs- Logistik- und Kommunikationsbranche verliert 9 Prozentpunkte und liegt bei +1 Prozent im dritten Quartal gerade noch im positiven Bereich. Hier klafft die Spalte zwischen guter Wirtschaftslage und Verunsicherung besonders weit auseinander: 15 Prozent wollen zwischen Juli und September vermehrt einstellen, 13 Prozent jedoch Personal abbauen. „Die Logistikbranche umtreiben zwei Probleme: Einerseits sind sie abhängig von einem freien Welthandel mit geringen Zöllen, der jetzt in Bedrängnis gerät. Zweitens besteht vor allem im Verkehr ein großer Mangel an LKW-Fahrern und anderen Fachkräften. Logistikfirmen können Stellen nicht besetzen, die vor allem durch die zunehmende Globalisierung und Onlinehandel stärker benötigt werden“, erklärt ManpowerGroup-Chef Herwarth Brune.
Die Sparte Energie und Versorgung verliert im Vergleich zum zweiten Quartal 6 Prozentpunkte auf einen Nettobeschäftigungsausblick von +4 Prozent. Auch die bisher boomende Branche Finanzwirtschaft, Immobilien, Versicherungen und Unternehmensdienstleistungen verliert leicht um 1 Prozentpunkt auf +7 Prozent, im Vergleich zum Vorjahr sind es allerdings 4 Prozentpunkte weniger. Die Finanz- und Unternehmensdienstleistungswirtschaft hat somit den schlechtesten Wert seit 2016.
Konzerne stellen weiterhin stark ein
Die Entwicklung aus dem zweiten Quartal 2018 wird sich auch im Sommer fortsetzen: Vor allem mittelgroße Firmen und Konzerne wollen einstellen. 39 Prozent der Großunternehmen und 30 Prozent der mittelgroßen Firmen planen Einstellungen im dritten Quartal. Doch der Boom schwächt sich hier ab. Die großen Unternehmen prosperieren und verzeichnen den höchsten Beschäftigungsausblick von +31 Prozent. Allerdings verliert dieser Wert um 4 Prozentpunkte zum Vorquartal. Auch der Ausblick bei mittelgroßen Firmen sinkt um 4 Prozentpunkte auf noch immer gesunde +25 Prozent. Kleinstunternehmen gewinnen dagegen leicht um 1 Prozentpunkt – jedoch nur auf vorsichtige +4 Prozent. Kleine Unternehmen verlieren 1 Prozentpunkt auf einen saisonbereinigten Nettobeschäftigungsausblick von +12 Prozent. Unter den kleinen Firmen planen 14 Prozent Neueinstellungen.
Berliner Arbeitgeber wollen einstellen – Osten und Ruhrgebiet mit starkem Zugewinn
Berlin ist weiter die Triebfeder unter den deutschen Städten und Regionen. Der Nettobeschäftigungsausblick liegt bei hoffnungsvollen +14 Prozent. Immerhin 17 Prozent der Arbeitgeber in Berlin planen Einstellungen. Allerdings schwächt sich in der Hauptstadt der Trend ab, im Vergleich zum zweiten Quartal verliert Berlins Beschäftigungsausblick 4 Prozentpunkte. An zweiter Stelle steht Frankfurt am Main mit +11 Prozent. Auch hier sinkt der saisonbereinigte Beschäftigungsausblick für den Zeitraum Juli bis September im Vergleich zum Vorquartal um 4 Prozentpunkte. München liegt bei +7 Prozent, das bedeutet eine Abnahme um 5 Prozentpunkte zum Vorquartal.
Eine positive Entwicklung machen die Regionen Osten und Ruhr mit: Der saisonbereinigte Beschäftigungsausblick im Ruhrgebiet wächst seit dem zweiten Quartal um 3 Prozentpunkte auf einen Wert von +6 Prozent. Auch im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg, und zwar um 8 Prozentpunkte. Der Osten gewinnt zwei Prozentpunkte im Vergleich zum Vorquartal auf aktuell +6 Prozent. Zum Vorjahr ist ein Gewinn von 7 Prozentpunkten zu verzeichnen. „Ostdeutschland profitiert stärker als der Westen von gut ausgebildeten Zuwanderern, die in vielen Berufen die Bewerberlücke schließen und die dortige Wirtschaft beflügeln. Aufgabe von Wirtschaft und Politik ist nun, diese gut in den Arbeitsmarkt zu integrieren“, so Brune.
Positive Tendenzen in Europa, naher Osten und Mittelamerika (EMEA)
Die Ergebnisse für das dritte Quartal zeigen weltweit ein größtenteils robustes Arbeitgebervertrauen – trotz der unsicheren geopolitischen Lage. Befragt wurden insgesamt beinahe 60.000 Arbeitgeber in 44 Ländern und Territorien. Eine große Mehrheit plant entweder Neueinstellungen oder rechnet zumindest damit, ihre Belegschaftszahlen zu halten. Besonders optimistisch zeigt sich in diesem Quartal Finnland – dort steigt der Beschäftigungsausblick auf den stärksten Wert seit sechs Jahren – und China: In der Volksrepublik berichten die Arbeitgeber die optimistischsten Beschäftigungspläne der letzten drei Jahre. Umgekehrt fällt die Vorhersage in Panama auf den schwächsten Wert seit Beginn der Umfrage. Im Vergleich zum Vorquartal verbessert sich die Vorhersage in 19 Ländern und Territorien, verliert in 18 und bleibt in sieben unverändert. Ein deutlich positiveres Bild ergibt sich hingegen im Jahresvergleich: Gegenüber dem Vorjahreszeitraum verbessern sich die Beschäftigungsaussichten in 24 Ländern, verlieren lediglich in zwölf und bleiben gleichfalls in sieben unverändert.
In 25 von 26 Ländern aus der Region EMEA herrscht ein positiver Beschäftigungsausblick für das dritte Quartal 2018. Im Quartalsvergleich verbessern sich die Beschäftigungsaussichten damit in zwölf Ländern, geben in zehn nach und bleiben in vier unverändert. Im Jahresvergleich legt der Beschäftigungsausblick in 13 Ländern zu, verliert in sechs und bleibt in weiteren sechs unverändert. Das stärkste Ergebnis der Region vermelden die Arbeitgeber in Kroatien; sie erzielen zudem gemeinsam mit Japan den weltweit besten Beschäftigungsausblick für das kommende Quartal. Einzige pessimistische Ausnahme ist Italien: Dort rutscht der Beschäftigungsausblick für das zweite Quartal in Folge ins Negative. Arbeitgeber in Deutschlands Nachbarländern Österreich und der Schweiz bleiben optimistisch. Österreich erreicht einen Beschäftigungsausblick von +7 Prozent, das ist ein leichter Anstieg um 1 Prozentpunkt im vergleich zum Vorquartal. Die Schweiz erreicht +5 Prozent – ein Zugewinn um 3 Prozentpunkte.
Neben den Unternehmen in Kroatien, melden auch jene in Ungarn positive Aussichten: Der Beschäftigungsausblick liegt hier im dritten Quartal bei +19 Prozent und stellt damit den optimistischsten Wert dar, der jemals in diesem Land gemeldet wurde. Für Großbritannien fällt die Prognose für den Zeitraum Juli bis September um 1 Prozentpunkt auf +4 Prozent, das entspricht dem schwächsten Ausblick seit Ende 2012. „Großbritanniens Wirtschaft wächst kaum noch, das Bruttoinlandsprodukt stieg im ersten Quartal 2018 nur um 0,1 Prozent“, fügt Brune hinzu. „Ein Grund ist der Brexit, der die ehemalige Hochstimmung in der britischen Wirtschaft stetig schwächt. Unwetter und Kälteeinbrüche haben zudem Einzelhandel und Bauwirtschaft zu schaffen gemacht.“
Hintergrundinformation
Die ManpowerGroup veröffentlicht jedes Quartal das ManpowerGroup Arbeitsmarktbarometer. Dafür werden über 60.000 Arbeitgeber in 44 Ländern zu ihren Einstellungs- und Entlassungsplänen im jeweils kommenden Quartal befragt. Die Ursprungswerte werden mithilfe einer Methode zur Saisonbereinigung von jahreszeitlichen Schwankungen befreit. Die Untersuchung mit dem internationalen Titel „ManpowerGroup Employment Outlook Survey“ ist die am längsten laufende weltweite Untersuchung zur Einschätzung der zukünftigen Arbeitsmarktentwicklung. Die Ergebnisse finden weltweit Beachtung bei Ökonomen, Arbeitsmarktexperten und Finanzanalysten. Die Studie dient unter anderem der Europäischen Kommission regelmäßig als Quelle für ihren monatlichen Beobachtungsbericht (monthly monitoring report) über die europäische Arbeitsmarktlage und die soziale Situation in der EU.
Quelle: Presseportal.de