Reinigungskräfte, Bauarbeiter und Textilarbeiter/-innen sind am unzufriedensten, Beschäftigte in der Schönheits- und Gesundheitspflege, Kindergartenpädagoginnen und Büroangestellte ohne Kundenkontakt haben die höchste Zufriedenheit aller Berufsgruppen. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Österreichischen Arbeitsklima Index der AK Oberösterreich. Diese beschäftigt sich auch mit der wichtigen Rolle von Betriebsräten und zeigt, unter welchen Belastungen ältere Arbeitnehmer/-innen über 45 Jahre leiden – und dennoch sind die Jungen unter 26 nur unwesentlich zufriedener.
Der Arbeitsklima Index misst und beschreibt seit 19 Jahren vierteljährlich die wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen aus Sicht der Arbeitnehmer/-innen. Nach einem Rekordtief im Frühjahr (104 Punkte) hat sich der Index wieder erholt und liegt jetzt bei 107 Punkten. Gestiegen ist vor allem die Zufriedenheit mit dem eigenen Betrieb. Sowohl das Einkommen und die Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten als auch die soziale Einstellung des Betriebs gegenüber den Beschäftigten werden besser bewertet als noch vor wenigen Monaten.
In oberen Etagen mehr Unzufriedenheit
Erhebliche Unterschiede gibt es zwischen den einzelnen Berufsgruppen. Mit jeweils 115 Punkten belegen die Beschäftigten in der Schönheits-/Gesundheitspflege und die Kindergartenpädagoginnen den geteilten ersten Platz, gefolgt von den Büroangestellten ohne Kundenkontakt. Geschäftsführer/-innen und Bankangestellte, in der letzten Erhebungsperiode in den Jahren 2010 bis 2013 noch auf den Plätzen eins und zwei, verloren sechs bzw. sieben Indexpunkte.
Konstant miese Stimmung bei den Flop 3
Wenig Veränderung gab es bei den Berufen mit der geringsten Zufriedenheit: Reinigungskräfte (93 Punkte), Bauarbeiter (95 Punkte) und Textilarbeiter/-innen (95 Punkte) sind auch diesmal wieder unter den Flop 3 zu finden. „Ausschlaggebend für die Arbeitszufriedenheit sind körperliche Belastungen und physischer Stress. Das ist der Grund warum Bauarbeiter traditionell zu jenen Beschäftigten zählen, die am wenigsten zufrieden sind. Zum anderen wirken sich auch betriebliche Faktoren wie die Arbeitszeitregelung oder die Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten auf die Zufriedenheit aus“, erklärt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.
Betriebsrat hebt Zufriedenheit
Näher betrachtet wurde diesmal auch die wichtige Rolle von Betriebsräten. Eigentlich sollte es in jedem Betrieb mit mindestens fünf Beschäftigten einen Betriebsrat geben. So steht es in der Arbeitsverfassung. Tatsächlich haben aber nur 49 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich einen Betriebsrat in der Firma. Im Jahr 2006 wurden noch 63 Prozent der Beschäftigten von einem Betriebsrat vertreten.
Dabei sind Betriebsräte/-innen so wichtig. „Betriebsrätinnen und Betriebsräte leisten unschätzbare Arbeit, die man oft gar nicht sieht, die aber das Betriebsklima, die Arbeitsbedingungen und die Situation aller Beschäftigten verbessert“, sagt AK-Präsident Kalliauer. Sie kümmern sich genau um jene Themen, die auch die Arbeitnehmer/-innen am meisten beschäftigen: Arbeitsbelastung, Druck und Stress (von 37 Prozent der Befragten genannt), Arbeitszeit und Urlaub (33 Prozent), Lohn und Gehalt (32 Prozent), Kündigungen (28 Prozent) und Gesundheit (27 Prozent).
„Die Tätigkeit als Betriebsrat sollte mehr Anerkennung genießen. Betriebsräte sind keine Unruhestifter in den Firmen, sondern ein wichtiger Bestandteil der innerbetrieblichen Sozialpartnerschaft, sie sorgen für einen Interessensausgleich und sind ein Garant für wirtschaftlichen Erfolg“, plädiert Kalliauer für ein konstruktives Miteinander in den Betrieben.
Junge unzufriedener denn je
Bisher galt bei den Ergebnissen des Arbeitsklima Index immer die Faustregel „je jünger, desto zufriedener“. Heute sind die Jüngeren unzufriedener denn je und es gibt nur einen gravierenden Unterschied zwischen den Altersgruppen unter 26 und über 45, nämlich die Einschätzung der eigenen Arbeitsmarktchancen: Während 45 Prozent der Jungen glauben, im Fall des Jobverlusts leicht wieder eine neue Stelle zu finden, sind es bei den Älteren nur 26 Prozent. Vor zwei Jahren rechneten sich aber noch 73 Prozent der unter 26-Jährigen gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt aus. Sogar bei der Frage, ob Beschäftigte bis zur Pension durchhalten, beträgt der Unterschied zwischen diesen beiden Al-tersgruppen nur mehr fünf Prozentpunkte.
Das erstaunt, weil Ältere mehr gesundheitliche Probleme haben und sich weniger fit fühlen. Dennoch sind sie durch ihre Arbeit weniger ausgelaugt, fühlen sich am Ende des Tages weniger oder kaum mehr verbraucht als junge Beschäftigte. „Das liegt zum einen an der geringeren Arbeitszeit, weil Ältere weniger Überstunden machen oder die Arbeitszeit bereits reduziert haben, und zum anderen an den Branchen: Ältere sind öfter im öffentlichen Dienst und schon eher selten als Arbeiter beschäftigt“, sagt der AK-Präsident.
Quelle: AK Oberösterreich