Immer komplexer werden die Herausforderungen in der modernen Wirtschaft. Immer schneller überholen sich neue Technologien selbst. Was heute noch up-to-date ist, wird schon morgen ganz anders sein. Immer besser müssen sich Unternehmen auf diesen Wandel einstellen, wollen sie im Markt nicht nur bestehen können, sondern in diesem erfolgreich agieren. Immer höher, immer weiter… bei allen Extremen stehen Entscheider heute vor der Aufgabe, die rasanten Entwicklungen möglichst einfach und effektiv zu analysieren, zu präsentieren und zu lösen, um alle Beteiligten an Bord zu holen und Veränderungsprozesse erfolgreich zu gestalten.
Warum auch bei Business-Problemen das Auge mit isst
Ankündigung: Heute Mittag gibt’s Spinat. „Iiihh“, denkt der Sohn und erinnert sich an die ungeliebte grüne Kleinkinderspeise. „Mmh“, freut sich seine Schwester und erwartet diese leckere Spinat-Pasta, die sie neulich bei einer Freundin probiert hat. Und was kommt auf den Tisch: Ein pikanter Asia-Salat. Ein Begriff, drei Bilder. Szenenwechsel: „Wir haben ein Problem!“, verkündet die Führungscrew. „Nicht mein Job“, denkt sich der Angestellte. „Ich werde für meine Arbeit bezahlt, nicht fürs Probleme lösen. Es muss etwas geschehen“, reagiert der Abteilungsleiter und beruft eine Sitzung der Teamverantwortlichen ein. „Nächsten Monat müssen die Zahlen besser sein“, verlangt der Controller und setzt zum Streichkonzert an. Das Problem existiert. Jeder macht sich ein anderes Bild davon. Lösungsansätze gibt es nur punktuell und unkoordiniert.
Warum Worte alleine nicht genügen
Situationen des Nicht- und Falschverstehens sind alltäglich, im Privatleben ebenso wie in der Wirtschaft. Doch in letzterem können Probleme durch falsche oder nur teilweise kommunizierte Lösungsansätze großen Schaden anrichten. Kaum wahrgenommen, aber untergründig existent und im Finale eben schädigend. Verbale Verlautbarungen und Gespräche bestehen zu einem hohen Anteil aus Missverständnissen. Die Beteiligten meinen zwar, vom gleichen Hindernis zu sprechen. Doch fragt man nach, wird schnell klar, dass die Bilder im Kopf weit auseinandergehen. Bilder visualisieren Worte. Meist entstehen sie intuitiv und sind eher oberflächlich und flüchtig. Doch gezielt erzeugt und eingesetzt können Bilder aufzeigen, was Worte verschleiern, unterdrücken, beschönigen. Bilder können motivieren, den Blick schärfen, fokussieren, Kräfte bündeln und vieles mehr.
Warum wir Bildersprache leichter verstehen
Wir Menschen sind visuelle Wesen. Laut einer Studie von Cisco sind neunzig Prozent der neuen Inhalte im Internet visuell. Diese Bildersprache verstehen fast alle Menschen. Mit einem Bild wird etwas suggeriert, woran die Gedanken und später Worte anknüpfen. Doch nur die wenigsten – selbst im Businessumfeld – beherrschen die Bildersprache aktiv. Dabei stellt sie ein ideales Mittel dar, um komplexe Themen zu strukturieren und neue Lösungsansätze zu generieren. Stattdessen wird nach alter Sitte in Meetings diskutiert und anschließend mit reduzierten Botschaften, Power Point Präsentationen u. ä. gearbeitet. Ein Großteil der Möglichkeiten, Situationen und Vorgehensweisen transparent zu machen, bleibt ungenutzt und geht verloren. Kommunikationsschwierigkeiten und nicht selten Effizienzprobleme sind die Folge. Auch die neuen Gegebenheiten und der immer raschere Wandel der Arbeitswelt von Globalisierung über Digitalisierung bis zur Industrie 4.0 tragen dazu bei.
Warum Visualisierung bewegt
Vor diesem Hintergrund gewinnt die Visualisierung von Geschäftsabläufen und Businessproblemen zunehmend an Bedeutung. Führungskräfte und Entscheider können mit der Technik des Visual Thinking deutlich mehr bewegen: komplexe Prozessabläufe und Schwierigkeiten bei anstehenden Reorganisationen analysieren, effiziente Lösungen finden und entscheidende Ideen intern und extern kommunizieren. Wer gelernt hat, komplexe Gedanken in einfachen visuellen Skizzen darzustellen, spart Zeit bei der Vermittlung und bei der Umsetzung. Und Zeit zählt bekanntlich in jedem Unternehmen als bares Geld.
Wie das Bilderbuchkino im Kopf entsteht
Jeder kann visual! Denn visuelles Denken ist Übungssache und erlernbar. Grundvoraussetzung ist zunächst einmal, eventuell vorhandene Hemmungen vor dem visuellen Arbeiten zu verlieren. Die Verwendung von Kreativitätstechniken wie Gamification, also der spielerische Umgang mit geschäftlichen Zusammenhängen, oder Storytelling lässt sich in Workshops erarbeiten. Damit können wahre Ideenschätze, die sonst nicht nur für Außenstehende, sondern auch für den Betroffenen selbst unsichtbar geblieben wären, behoben werden. Die Verwendung mehrdimensionaler Templates unterstützt das vernetzte Denken der rechten und linken Gehirnhälften. Auch Kopfmenschen können nun ihr intuitives Wissen anzapfen und für die Live-Visualisierung von Business-Themen nutzen. Ob auf der Serviette oder gar auf dem Bierdeckel, am iPad, Flipchart oder Whiteboard – die jeweilige Situation liefert den Rahmen für das Bild. Das visualisierte Problem wird zum Eycatcher und löst weitere Denkprozesse aus. So wie ein schön angerichteter Teller den Appetit verstärkt. Das Auge isst/denkt mit!
Über die Autoren:
Marion Bischof ist Inhaberin von talkingtime – Coaching, Training & Visual Facilitation in München. Früher Wirtschaftsjuristin und Verhandlungsexpertin, heute Coach, Organisationsberaterin und Visual Facilitator. Seit 2010 coacht und trainiert sie Führungskräfte und Teams in Entwicklungs- und Innovationsprozessen mit ihrem besonderen Blick für Mensch und Lösung. Ihr Background: Unternehmens-Denke mit strategischem Blick fürs große Ganze.
Marko Hamel ist Gründer und Geschäftsführer von Visual Selling – Die Strategieberatung für visuelle Kommunikation im Business. Mit seiner langjährigen Geschäftsprozessdesign- und Projekterfahrung bei zahlreichen europäischen SAP Kunden, unterstützt er nun Organisationen dabei, Businessprobleme im Vertrieb, Marketing und Innovationsmanagement zu analysieren und zu lösen. Unternehmen und Führungskräfte lernen bei ihm durch Live-Visualisierung am iPad, ihre Produkte, Dienstleistungen und Ideen neu zu denken und für alle verständlich visuell darzustellen. Seit Februar 2016 nutzt beispielsweise die SAP, als größter europäischer Softwarehersteller, die Methode des Visual Selling für einen erfolgreichen Vertrieb im virtuellen Raum. Er ist exklusiv lizensierter Trainer für die Dan Roam Methodik.