Künstliche Intelligenz ist eine Frage der Definition von „Intelligenz“

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Längst ist sie in unserem Alltag angekommen und bestimmt viele Bereiche unseres Lebens, ohne dass wir uns dessen immer bewusst wären: Künstliche Intelligenz, kurz KI bezeichnet. KI ist Gegenwart, sei es als Spurassistent oder Frühwarnsystem, Gesichtserkennung oder autonomes Fahren. War sie vor noch gar nicht allzu langer Zeit im Bereich von Science-Fiction angesiedelt, macht sich die Künstliche Intelligenz inzwischen mit einem Tempo breit, das bei vielen Ängste hervorruft. Ein guter Grund, sich einmal grundsätzlich über die Definition von „Intelligenz“ Gedanken zu machen.

„Jetzt wird es richtig ernst“, meinen Tech-Fans, Szenenbeobachter und Prognostiker zu wissen. „Der Mensch steht kurz davor, auch intelligenzmäßig von der Maschine überflügelt zu werden“. Fakt ist, dass Künstliche Intelligenz stattfindet und uns beschäftigen muss. Industrie 4.0, roboterisierte Dienstleistungen und vieles mehr sind allgegenwärtig. Auch der Begriff „Automobil“ wird nun nach über hundert Jahren zur Tatsache. Er wird seinem Wortsinn in der Funktion gerecht, indem das Automobil auch endlich automobil wird. Klar ist, dass das alles viele Probleme löst, wohl aber auch neue schafft.

Ist die menschliche Intelligenz noch souverän?

In vielen KI-Diskussionen beansprucht die Annahme, Computer würden Menschen eher früher als später überflügeln, mittlerweile den Status einer Gewissheit. Der Fortschrittsglaube ist ungebrochen. Die rasante Entwicklung spricht vermeintlich eindeutig dafür. Wann, scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Seit das System AlphaGo die weltbesten Go-Spieler gedemütigt hat – nebenbei bemerkt: Go ist um etliche Dimensionen komplexer als Schach – schreibt man landauf und landab bereits Abdankungsreden auf die Souveränität menschlicher Intelligenz.

Wenn die Maschine den Menschen überflügelt

Auf der Suche im Internet nach Kongressen und Veranstaltungen zum Thema Künstliche Intelligenz erzielt man Treffer im sechsstelligen Bereich. Allein für das Jahr 2018 kann man aus über 100.000 Events auswählen, die sich in irgendeiner Form mit Künstlicher Intelligenz auseinandersetzen. Bei aller geistigen Massenbeschäftigung der zweifellos zentralen Thematik der aktuellen Zeit, stellt sich aber auch die Frage: Was ist eigentlich „Intelligenz“? Wenn AlphaGo „den Menschen überflügelt“, so geht es dabei um eine sehr spezielle menschliche Fähigkeit. Grundsätzlich ist das nicht anders, als wenn ein Vehikel mit Rädern und Benzinmotor „den Menschen überflügelt“, nämlich an Geschwindigkeit der Fortbewegung.

Der Mensch als handelndes Wesen

Die Klärung der Wortbedeutung soll hier etwas Klarheit verschaffen. Der Begriff „Intelligenz“ stammt vom lateinischen „intellegere“: verstehen, entscheiden. Um genau zu sein: dazwischen lesen, unter mindestens zwei Optionen aussondern, also wählen. Es ist jemand da, der versteht, auswählt oder entscheidet. Zum Konzept der Intelligenz gehört ein handelndes Wesen, ein sich seiner selbst bewusstes Ich. Ein Mensch. Alles, was man der KI zuschreibt, sind zweifellos intelligente Leistungen. Insofern ist auch der Begriff „Intelligenz“ durchaus gerechtfertigt. Vergessen wird, dass erst die Programmierung die Maschine schlau macht. Aber selbst, wenn Maschinen dereinst ganze Kataloge solcher Kunststücke fertigbrächten, würde noch immer gelten: So lange die Computer kein Bewusstsein und keine Persönlichkeit haben, sind sie mit Menschen nicht zu vergleichen.

Erst wenn die Maschine für ihr eigenes Handeln Verantwortung übernimmt, erst dann wird der eigentliche Unterschied zwischen menschlicher und maschineller Intelligenz zu verschwimmen anfangen. Ich erlaube mir nun, mich ebenfalls auf die Stufe von Prognostikern zu erheben: Das könnte noch ein ziemliches Stück länger dauern, als man gerade annimmt oder gar befürchtet.

Über den Autor:

stefan-haeseliStefan Häseli regt als internationaler Speaker dazu an, wirkungsvolle Kommunikation im Alltag mit Spaß zu erleben. Dazu ist er Autor von zahlreichen Büchern und bekannt als Ratgeber in Radio- und TV-Sendungen. Er analysiert aktuelle Ereignisse regelmäßig als ‚kommunikativer Beobachter’.

 
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