
Unternehmen und Politik begreifen Kreativität inzwischen als die Schüsselqualifikation des 21. Jahrhunderts. Sie ist der viel zitierte Gast in Leitsätzen, Resolutionen, Zeitungsartikeln und Talk Shows über die Arbeitswelt 4.0. Googelt man die Frage „Ist Kreativität (wieder) erlernbar?“, stößt man auf ausgefeilte Beschreibungen der dafür nötigen Rahmenbedingungen und ein klares Ja! Die Fähigkeit, durch kreatives Denken Lösungen zu entwickeln, ist bei jedem Menschen schlichtweg angeboren.
Die Spatzen pfeifen es schon seit ein paar Jahren von den digitalen und globalen Dächern: Die Zukunft gehört innovativen Technikpionieren, kreativen Problemlösern und empathischen Brückenbauern. Alle mit starkem Hang zu Meta-Ebene und Groß-Raum-Denken. Doch „grau mein Freund ist alle Theorie und grün des Lebens goldener Baum…“ – scheinbar wusste schon der gute, alte Goethe, wie er später einmal aussieht, der Alltag in deutschen Unternehmen. Ob kleine, mittelständische oder Großunternehmen – um es auf den Punkt zu bringen: Der Wille, eingefahrene Bahnen zu verlassen, trifft immer öfter auf bunt eingerichtete Kreativräume. Der Weg dorthin wird jedoch versperrt durch eng getaktete Terminkalender und vollgestopfte Do-do-Listen. Der Glaube, dass uns das logisch-sequentielle Abarbeiten von Zahlen-, Daten-, Fakten- und Emailbergen weiterbringt, scheint sich in unseren Gehirnwindungen fest gefressen zu haben. Obwohl wir eigentlich wissen, dass uns noch mehr linkshirnige Diskussionen über eine ungewisse Zukunft und komplexe Gegenwart nicht weiterbringen. Was noch zu oft fehlt, sind inspirierende Ideen, alltagstaugliche Konzepte und einfache, schnell und überall umsetzbare Tools, um es endlich mal anders zu machen. Ohne teure Kreativräume und groß angelegte Innovationsprogramme, übrigens.
Da, wo der Ernst lacht …
Kreativität kann man sich im Grunde vorstellen als ein etwas mysteriöses, verspieltes Wesen, das plötzlich auftaucht, wenn man die Dinge locker sieht. Und eine Art Fluchtzwerg, der nicht lange bleibt, wenn man seiner Fantasie, Intuition, Entdeckerfreude, seinem Quer- und Großdenken und seinem Lachen mit linear-logischem Denken kommt. Dann gähnt er und schläft ein. Zurück bleiben Menschen, die sich unter Druck setzen und für unkreativ halten, obwohl sie alle eine rechte Gehirnhälfte haben. Und das schlichtweg nur deswegen, weil sie unter all den Zahlen-Daten-Fakten-Bergen vergessen haben, wie man sie aktiviert. Dabei gibt es einen Weg, um nach den kreativen Sternen zu greifen, statt immer wieder auf denselben Lichtschalter zu drücken und uns zu wundern, dass es nicht heller wird und die Dinge kompliziert bleiben. Für viele Menschen mag es immer noch paradox klingen – wir können alle mit einem Profi-Mix aus „Spiel, Spaß und Spannung“ geniale Lösungen für ernste Probleme fabrizieren. Das Land der kreativ-strategischen Problemlösung liegt denkbar nah. Mit folgenden vier Strategien kann jeder auf kreative Entdeckungsreise gehen und in der Solution Factory innovative Lösungen am laufenden Band entwickeln:
Dan Roam’s visuelle Lösungstools: Komplexe Sachverhalte einfach verstehen und zeigen, um was es wirklich geht. Mit Hilfe der Visualisierung dieser mehrdimensionalen Fragetechnik auf einem Blatt Papier, oder sogar auf einem Bierdeckel kann man jedem Problem systematisch im 360 Grad Modus auf den Grund gehen.
- Gleichzeitig lässt sich das Team co-creativ einbeziehen. „Ver-rückte“ Perspektiven und Kreativtools wie etwa die Kopfstandtechnik sorgen für echtes Groß-Raum-Denken, Forschergeist und Synergie durch viele freie Köpfe.
- Ideal wird das Ganze kombiniert mit Visual Thinking und Mentaltraining – den Eintrittskarten zu unserem rechtshirnigen Kopfkino und intuitivem Lösungsdenken. Denn unser Gehirn liebt Bilder und die Aktivierung aller unserer Sinne! So löst es sich mühelos vom Problem und kann assoziativ und in Sekundenschnelle auf unseren gesamten Erfahrungsschatz zugreifen.
- Und last but not least, ölt man das Fliessband der Solution Factory am besten mit Geschichten (Storytelling) und Spielen (Gamification). In Gruppenprozessen ist das der Zünder für unser emotionales Vorstellungsvermögen, Leichtigkeit, Empathie und Lösungslust.
Zum Abschluss noch ein kleiner Tipp für den ersten „kreativ-visuellen Eigenversuch“:
Nehmen Sie sich Ihr aktuelles Business-Problem, einen Bleistift, ein Blatt Papier und Dan Roam’s 6 W-Fragen aus der obigen Orangengrafik. Arbeiten Sie wie im Beispiel zum Fachkräftemangel. Visualisieren Sie nun die einzelnen Antworten auf diese Fragen und tun Sie dabei so, als seien sie wieder fünf oder zehn Jahre alt. Sie dürfen schief und krumm zeichnen. Auch Strichmännchen und Krakeleien sind ausdrücklich erlaubt. Fehler sowieso. Schreiben Sie die wichtigen Dinge dann noch in Stichworten dazu.
- Im zweiten Schritt zeigen Sie ihre visuelle Antwortskizze bis zu vier Kollegen und schauen dabei, was diesen wiederum in deren fünf- bis zehnjährigem visuellen Ich noch einfällt. Ergänzen Sie das dann einfach auf Ihrer Skizze.
- In einem weiteren Schritt – am Besten im Kollegenkreis –drehen Sie nun die sich daraus ergebende Fragestellung einfach frisch, fromm, fröhlich, frei um. In unserem Beispiel wäre das die Frage: Was müssen wir tun, damit wir in Zukunft garantiert jede interessierte Fachkraft komplett vergraulen? Finden Sie möglichst abstruse, verrückte und irrwitzige Ideen und notieren Sie diese. Wer zuerst lacht, hat gewonnen.
- Zu guter Letzt kommt der Ideen-Turnaround: Drehen Sie die gefundenen Ideen wieder um, indem Sie schauen, welchen Schatz sie enthalten. Kombinieren Sie ihre Ideen-Schätze dabei wild miteinander und nehmen Sie alles auf, was dabei neu entsteht.
Viel Spaß auch weiterhin beim Ergründen der kreativ-visuellen Welt!
Über die Autoren:
Marion Bischof ist Inhaberin von talkingtime – Coaching, Training & Visual Facilitation in München. Früher Wirtschaftsjuristin und Verhandlungsexpertin, heute Coach, Organisationsberaterin und Visual Facilitator. Seit 2010 coacht und trainiert sie Führungskräfte und Teams in Entwicklungs- und Innovationsprozessen mit ihrem besonderen Blick für Mensch und Lösung. Ihr Background: Unternehmens-Denke mit strategischem Blick fürs große Ganze.
Marko Hamel ist Gründer und Geschäftsführer von Visual Selling – Die Strategieberatung für visuelle Kommunikation im Business. Mit seiner langjährigen Geschäftsprozessdesign- und Projekterfahrung bei zahlreichen europäischen SAP Kunden, unterstützt er nun Organisationen dabei, Businessprobleme im Vertrieb, Marketing und Innovationsmanagement zu analysieren und zu lösen. Unternehmen und Führungskräfte lernen bei ihm durch Live-Visualisierung am iPad, ihre Produkte, Dienstleistungen und Ideen neu zu denken und für alle verständlich visuell darzustellen. Seit Februar 2016 nutzt beispielsweise die SAP, als größter europäischer Softwarehersteller, die Methode des Visual Selling für einen erfolgreichen Vertrieb im virtuellen Raum. Er ist exklusiv lizensierter Trainer für die Dan Roam Methodik.