Nicht immer ist es leicht, dem Glück auf die Spur zu kommen. Wohl auch deshalb, weil Viele gar nicht wissen, was sie wirklich glücklich macht. Der Millionengewinn? Was aber, wenn wir unser Leben lang vergeblich darauf warten? Der Jahresurlaub? Aber was ist mit den vielen restlichen Arbeitstagen? Das Schöne am Glück ist, dass jeder selbst bestimmt, wann und ob er glücklich ist. Warum also die Messlatte so hoch legen?
Wer ist schon gerne Anfänger? Okay, beim Führerschein mag das Sinn machen. Aber in Sachen Glück? Ja, genau hier ist es mehr als sinnvoll, sich als Anfänger auszugeben. Wieso? Weil das Glück immer neu gesucht werden will. Und da ist Anfängerglück ganz hilfreich. Bekanntlich gelingt uns gerade als Neuling oft der große Wurf. Und noch etwas haben Anfänger an sich, was uns beim Glücklichwerden einen wertvollen Dienst erweisen kann: Sie gehen davon aus, Fehler zu machen und ebenso schnell lernen sie daraus. Dem Glück auf die Spur zu kommen, lohnt sich also in jedem Fall. Dem Glück auf die Sprünge zu helfen, noch viel mehr – schließlich kämpfen im Alltag oft genug Glück und Unglück um die Vormacht im Leben und wir sind zum Schiedsrichter bestimmt.
Warum sich Ärger nicht lohnt
Nur einmal angenommen, wir sind unterwegs zum Einkaufen. Ganz vorbildlich und ausnahmsweise heute mal zu Fuß. Dumm nur, dass es auf dem Heimweg anfängt, wie aus Eimern zu kübeln. Den Regenschirm haben wir natürlich zu Hause gelassen. Mit etwas Glück gehören wir zu der Sorte Mensch, die sich wunderbare Mutmachsprüche eingeprägt hat und in diesem Regenmoment ehrlich denkt: „Ich stehe gar nicht im Regen, sondern dusche nur unter einer Wolke.“ Ach wie nett. Aber mal ganz ehrlich: Helfen wird uns dieser Gedanke nicht. Ein vorbeifahrendes Taxi umso mehr. Wie so oft aber fährt dieses just in dem Moment weiter. Der nichtsahnende Taxifahrer hat uns einfach nicht gesehen oder gar übersehen. Zu allem Überfluss reißt gerade in diesem Moment auch noch eine der drei Einkaufstüten. Natürlich, drei Gläser Nutella sind einfach zuviel! Der Gedanke von der Wolkendusche rückt in weite Ferne. Solche Situationen gibt es zuhauf. Der Regen, das Missgeschick, der falsche Tag, der blöde Computer – so ganz ohne Ärger geht es nicht. Und es tut ja auch gut, dem Ärger Luft zu machen, sich einmal so richtig aufzuregen. Was derartige Situationen aber auch verdienen ist, früher oder später mit der Suche nach dem Deckel zu beginnen. Nach welchem Deckel? Nach dem Deckel unserer Ärgerdose. Viele Menschen vergessen nämlich, den Deckel der Ärgerdose wieder zuzuschrauben. Die Frage ist nur, wie viel Lebenszeit und wie viele Wiederholungen im steten Weitererzählen an den Nachbarn, die Kollegin oder den aufmerksamen Barmann nötig und sinnvoll sind. Als Daumenregel gilt: Einmal erzählen reicht, dann fest den Deckel drauf und Daumen hoch. Das nächste Glück kommt bestimmt!
Glück finden und teilen
Die meisten Menschen warten darauf, dass ihnen das große Glück in die Hände fällt. Dabei übersehen sie die vielen kleinen Glücksmomente des Alltags: Wenn uns der erste Kaffeeduft des Tages um die Nase weht. Wenn das Frühstücksei genau auf dem Punkt ist. Oder wenn unser Lieblingslied im Radio ertönt. Warum also warten? Gehen wir unserem Glück doch einfach mal ein Stück entgegen. Greifen wir aktiv danach. Oft genug liegt das Glück nämlich dort, wo wir es nicht vermuten. Um es zu entdecken, müssen wir manchmal unser ganzes Potenzial einsetzen, unser Talent und unsere Persönlichkeit – auch über unser Ego hinaus. Glück verdoppelt sich bekanntlich, wenn man es teilt. Warum also nehmen wir nicht öfter einmal andere Menschen mit auf unsere Reise zum Glück. Der Kollege ist einfach nur unzufrieden mit sich und der Welt? Ein „Schön, dass es dich gibt!“ hellt seinen Tag auf. Auch „Das hast du gut gemacht!“ darf ruhig öfter einmal gesagt werden. Mit Worten beglücken macht nämlich nicht nur Denjenigen glücklich(er), der es hört, sondern auch Denjenigen, der es sagt.
Schmeckt Glück wie Schokolade oder klingt es mehr nach einem Überraschungsbesuch? Ob Glücksanfänger oder fortgeschrittener Glückssucher – für beide gilt: Glück ist vor allem JETZT und das, was wir daraus machen. Glück lässt sich immer wieder neu buchstabieren, es ist bunt und lebendig, manchmal ist es rätselhaft und oft genug direkt vor unserer Nase. Also greifen wir doch einfach danach!
Über die Autorin:
Kathrin Karban-Völkl, Religions- und Gestaltpädagogin, ist Texterin aus Leidenschaft, Referentin mit Begeisterung und Buchautorin voller Lebenskraft. Stets im Mittelpunkt stehen dabei die Menschen und das Leben mit all seinen Facetten. Sie bringt zur Sprache, was nach Ausdruck sucht – im geschriebenen und gesprochenen Wort als Versteherin, Befürworterin, Wortbastlerin, und Jetztmensch.