
Beziehungen sind oft genug kompliziert. Und dennoch wünscht sich ein jeder Beziehungen, die glücklich machen. Ob zum Nachbarn, zur Kollegin oder zum Ehepartner. Was Viele dabei vergessen: Gelingende Beziehungen wurzeln in uns selbst. Wer nicht bei sich selbst mit dem Beziehungsglück beginnt, der kann lange darauf warten.
Wie wir miteinander leben und Beziehung gestalten, ist durch und durch selbstgemacht. Fünf augenzwinkernde und zugleich ernstgemeinte Regeln nehmen das tägliche Miteinander unter die Beziehungslupe:
Regel Nummer 1: Finger weg vom Glück der Anderen!
Was auf den ersten Blick nach heißer Herdplatte klingt, entpuppt sich beim zweiten Hinschauen als echter Glückstipp. Denn öfter als wir denken, meinen wir zu wissen, was unsere Mitmenschen tun sollten, um glücklich zu werden. Und wir denken es nicht nur, sondern sagen es viel zu oft auch noch. Ein kurzer Blick in den „Feierabend“ von Loriot bringt diese Tatsache auf den Beziehungspunkt: Die Ehefrau kann beim besten Willen nicht verstehen, dass ihr Hermann einfach nur dasitzen will. Und er will es nicht nur, sondern empfindet dabei sogar Glück. Unvorstellbar für seine Beate, die eher spazieren gehen oder etwas lesen würde, anstatt „einfach nur zu sitzen“. Was hier hochamüsant gespielt wird, ist Realität: Nur wir selbst wissen, was uns wirklich glücklich, froh und zufrieden macht. Und das ist bei unseren Ehepartnern, Kindern, Kollegen oder Nachbarn nicht anders. Sehr oft ist es für den Anderen nur schwer vorstellbar, dass dies oder das wirklich glücklich macht. Doch wenn uns am Anderen etwas liegt, dann sollten wir an unserer Vorstellungsgabe arbeiten und akzeptieren, dass das Glück der Anderen auch deren Sache ist. Was also tun? Lassen wir einander in Frieden glücklich sein, jede und jeden auf seine Art und hören wir auf damit, es „nur gut“ miteinander zu meinen. Eines aber sollten wir einander dennoch schenken: Zeit und Raum, um für das eigene Glück etwas zu tun. Ob Zeit für ein Pizzaessen mit Freundinnen nach einem langen „Mama, kommst du mal?“-Tag, samstagmorgens eine ruhige Stunde zum Zeitunglesen oder der private Kuschelsessel als glücklicher Rückzugsort nach einem stressigen Arbeitstag.
Regel Nummer 2: Mach` was für dein Glück!
Es gibt Menschen, die ein Leben lang darauf warten, dass andere sie glücklich machen. Und dann wundern sie sich eines Tages, dass keiner vorbeikam. Nun, möglicherweise hat es ja jemand versucht, nur eben nicht auf die uns glücklich machende Weise. Bestes Beispiel dafür sind die typischen Szenarien unter dem Weihnachtsbaum. Dann, wenn uns die Frage „Und? Gefällt es dir?“ ein dahin gelogenes „Ja, klar!“ abringt. Weil es eben doch lieber die graumelierte Handtasche anstelle der dunkelblauen hätte sein sollen. Mal wieder ein Glückstreffer, der daneben ging. Dabei hat es der andere doch nur gut gemeint. Handtasche hin oder her: Was bedeutet das im Rückschluss für uns selbst? Dass wir selbst für unser Glück etwas tun müssen. In ihrem Buch „Freunde fürs Leben“ schreibt Melanie Wolfers davon, dass wir selbst uns der beste Freund sind und dies ein Leben lang. Wer diese Freundschaft ernst nimmt, sich selber freundschaftlich annimmt und sich ab und an für wichtig nimmt, tut nicht nur sich selbst etwas Gutes. Denn wer mit sich selbst befreundet ist, wird auch stark für seine weiteren Beziehungen.
Regel Nummer 3: Such` dir deine Glücksmenschen!
Nicht jeder ist mutig genug, wahre Dinge auszusprechen. Hermann Bang, Romanautor aus dem 19. Jahrhundert, hat es getan und folgenden Satz in die Beziehungswelt gesetzt: „Jeder Mensch bereitet uns auf irgendeine Weise Vergnügen: Der eine, wenn er ein Zimmer betritt, der andere, wenn er es verlässt.“ Besser lässt sich eine Tatsache nicht auf den Punkt bringen. Die Tatsache nämlich, dass wir nicht mit jedem Mitmenschen gleich gut können. Müssen wir auch nicht, immerhin gibt es ein paar Milliarden davon. Erlösen wir uns deshalb von dem Gedanken, mit jedem Menschen gleich gut auskommen zu müssen. Vielen Menschen kommen bei diesen Worten möglicherweise zunächst die Beziehungen in den Sinn, bei denen man sich oftmals wünschen würde, er oder sie verließe das Zimmer. Ob der nervige Chef, die neugierige Nachbarin oder der übereifrige Kollege. Wegdenken können wir diese Beziehungsgeschichten nicht, beenden noch weniger. Was dann? Wer Regel Nr. 2 richtig verstanden hat, dem ist es ein Leichtes, hier weiterzudenken. Denn wenn wir für unser Glück selbst verantwortlich sind, dann dürfen wir wohl auch bestimmen, mit wem wir dieses Glück erleben und teilen wollen. Und schon trifft das gewagte Zitat ins Schwarze. Genügend Studien belegen, wie belebend gute Beziehungen und wie belastend hingegen die weniger guten sind. Je mehr schwierige Beziehungen wir haben, umso mehr brauchen wir folglich von den guten, deshalb: Suchen wir uns Glücksmenschen und pflegen wir unsere Beziehung zu ihnen. Natürlich ohne zu vergessen, die Finger von deren Glück zu lassen!
Regel Nummer 4: Trau dich, danke zu sagen!
Kinder lernen es noch bevor sie richtig sprechen können, Erwachsene sagen es viel zu selten: DANKE. Mittlerweile hat man herausgefunden, wie belebend es für Beziehungen ist, sich dankbar zu fühlen und es auch zu zeigen. Und hier sind wir auch schon beim Knackpunkt der Dankbarkeit. Es hilft nichts, das DANKE zu denken. Wir müssen es auch sagen. Laut, mehrmals und vor allem eben in Momenten, wo es scheinbar nichts zu suchen hat. Dann nämlich, wenn alltägliche Selbstverständlichkeiten geschehen. Ob den Rasen mähen, nervtötenden Papierkram erledigen oder Tag für Tag den Geschirrspüler ausräumen: Wie nett, wenn uns jemand gerade bei diesen Arbeiten ein „Danke“ zuflüstert. Das Schöne daran: Es kostet nichts und sorgt mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit für Beziehungsglück. Denn ganz plötzlich liegt Wertschätzung in der Luft für etwas, was man zwar ohnehin tut, aber sich dennoch freut, wenn es wahrgenommen wird.
Regel Nummer 5: Bring` gute Stimmung in deine Beziehungen!
Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Was Fjodor Tornau in seinem russischen Roman treffend beschreibt, hat auch in unseren Beziehungen Gültigkeit. Vor allem dann, wenn es um unsere Laune geht. Wer morgens beim Sprung aus dem Bett schon einen Schwung guter Laune mit dabei hat, der tut seinen Mitmenschen einen großen Gefallen. Denn gute Laune springt über. Anders die Miesepeters, die beim Blick in den Spiegel mit Karl Valentin denken: „Mag ich nicht, wasch ich nicht!“. Dumm nur, dass eben auch schlechte Laune überspringt. Was das bedeutet? Dass wir es zu einem großen Teil in der Hand haben, wie es um die allgemeine Stimmung in unserem Umfeld bestellt ist. Und nicht nur das: Je besser wir uns fühlen, desto positiver nehmen wir die Menschen um uns herum wahr. Natürlich, das geht nicht immer. In einer Geschichte von Carolin Emcke wird von einer Großmutter erzählt, die ihre Enkel bei schlechter Laune vor die Tür gesetzt hat. Vielleicht sollten wir das auch mit uns machen. Dann, wenn die schlechte Laune Besitz von uns ergreift und unzumutbar für unsere Mitmenschen wird, uns einfach mal für einen kurzen Moment vor die Tür setzen. Und wer weiß, vielleicht dürfen wir auch Anderen bei schlechter Stimmungslage ab und an die Tür öffnen, um sie später mit guter Stimmung wieder hereinzuholen. Das Beziehungsglück wäre froh darüber!
Über die Autorin:
Kathrin Karban-Völkl, Religions- und Gestaltpädagogin, ist Texterin aus Leidenschaft, Referentin mit Begeisterung und Buchautorin voller Lebenskraft. Stets im Mittelpunkt stehen dabei die Menschen und das Leben mit all seinen Facetten. Sie bringt zur Sprache, was nach Ausdruck sucht – im geschriebenen und gesprochenen Wort als Versteherin, Befürworterin, Wortbastlerin, und Jetztmensch.