Agilität – ein aktuelles „Zauberwort“, das im Business tolle Ergebnisse verspricht und deshalb kaum mehr aus dem Geschäftsalltag wegzudenken ist. Wie bei fast allen neuen Entwicklungen und Erscheinungen, die jahrelange Gewohnheiten durchbrechen – der Mensch ist nun mal ein Gewohnheitstier – sind Skeptiker nicht weit. Ist agiles Management eher Freund oder Feind? Und wie spiegelt sich das in unserem Alltag wider? Alles halb so wild und mit der richtigen Kommunikation funktioniert „agil“ gleich doppelt so gut.
Agilität ist längst ihren Kinderschuhen der IT-Branche entwachsen. Kein Wunder, die Welt ist in Bewegung, die Digitalisierung übertrifft inzwischen unsere kühnsten Erwartungen. Und so ist das große Leitbild Agilität längst als Managementmethode angekommen. Agiles Management als Führungsprinzip – ein Riesenthema also, das aber zugegebenermaßen nicht jedem schmeckt. Doch, und das zeigt auch die Erfahrung mit früheren In-Themen, kommt man nicht darum herum, sich den Entwicklungen zu stellen.
Neue Agilität braucht alt(hergebracht)e Kommunikation
Was ist eigentlich „agil“? Bleiben wir im Geschäftsleben und dem Management, spielen vor allem Aspekte wie Geschwindigkeit und Anpassungsfähigkeit eine zentrale Rolle. Aber auch ein agiles Mindset und die Konzentration auf den Kunden nehmen einen wichtigen Part ein. Im täglichen Umgang funktioniert all das, wenn sich alle untereinander und miteinander abstimmen. Und dabei zeigt sich einmal mehr, wie wichtig die „althergebrachte“, alltägliche Kommunikation ist. Denn die neue Vernetzung fordert uns auf, präsent zu sein und beweglich zu bleiben. Wir werden animiert oder manchmal sogar gezwungen, Dinge, Gegebenheiten und Prozesse ständig zu hinterfragen und zu überprüfen, ob das denn überhaupt noch passt. Und hier liegt der Bezug zur Alltagskommunikation.
Mensch im Mittelpunkt
Dass der Mensch im Mittelpunkt steht, ist vielerorts eine wahnsinnig schöne Phrase. Im agilen Management wird aus ebendieser Phrase eine Notwendigkeit. Denn agil bedeutet in erster Linie, Kunden und Mitarbeiter in die Produktentwicklung einzubeziehen, einen ständigen Austausch von Feedback und sofortigen Lerntransfer zu erzeugen. Beim Thema Agilität geht es also in erster Linie um Menschen und die Zusammenarbeit mit ihnen. Hierarchisch geprägte Organisationen waren gestern. Heute sind Vertrauen, Selbstverantwortung, Transparenz und eine offene Fehlerkultur angesagt. Und, weil sie unseren Berufsalltag dahingehend prägt, vor allem eine gelungene Kommunikation.
Zuhören und klar kommunizieren
Wer in einem disruptiven Projekt arbeitet, braucht sich deshalb aber noch lange keine neuen Kommunikationsformen auferlegen. Ganz im Gegenteil: Es reicht, wenn er die Grundlagen der menschlichen Kommunikation jetzt halt auch wirklich anwendet. Genaues Zuhören ist elementar, denn nur dann wissen wir, was der andere will. Und nur dann wissen wir, was genau im Projekt geschieht. Wir brauchen eine klare Kommunikation, damit uns unser Gegenüber versteht und damit keine Missverständnisse entstehen. Denn zu schnell sind kleine Missverständnisse verheerend. Oder es verstreicht wertvolle Zeit, die man anders hätte nutzen können. Das bedeutet erstens, im Gespräch ständig präsent zu sein, sich auf den Moment zu konzentrieren und alle Antennen auszufahren, um zu spüren, was zwischen den Zeilen geschieht. Und zweitens, sich richtig zu artikulieren. Es gilt also, das, was man meint, auch unmissverständlich und ohne Verwirrung stiftende Umwege zu sagen.
Alltagssprache als Schlüssel
Alltagssprache ist eher spontan und entsteht aus dem Moment heraus. Gerade deshalb ist sie auch etwas salopper als das Schriftliche. Das ist nicht schlimm, sondern ganz normal. Wichtig dabei ist, die eigene Rolle im Gespräch zu verstehen und anzunehmen. Denn je nachdem mit welcher Person wir uns unterhalten, verändert sich auch unsere Sprache. Oft ist die Rolleneinteilung eindeutig, wie zum Beispiel im Gespräch mit dem Chef. In manchen Fällen müssen die Rollenmuster aber erst entwickelt und die Kommunikation dementsprechend angepasst werden. Neben der Rolle ist die eigene Haltung gegenüber der Situation – also wie man zu einer Angelegenheit und sich selbst steht – ein gewichtiger Aspekt, der in die Kommunikation hineinspielt. Für Manager in bewegten Zeiten ist es also an der Zeit, sich vermehrt mit der Alltagskommunikation auseinanderzusetzen. Denn wer das einfache 1×1 der Kommunikation beherrscht, braucht das nur umzulegen und er hat die Schlüssel, sein Unternehmen durch bewegte, digitale und schnelle Zeiten zu lotsen.
Über den Autor:
Stefan Häseli regt als internationaler Speaker dazu an, wirkungsvolle Kommunikation im Alltag mit Spaß zu erleben. Dazu ist er Autor von zahlreichen Büchern und bekannt als Ratgeber in Radio- und TV-Sendungen. Er analysiert aktuelle Ereignisse wie auch die Bundestagswahl in Deutschland regelmäßig als ‚kommunikativer Beobachter’.