Wind spürt man. Auch wenn sich die Windräder noch so schnell drehen und Energie produzieren, kann man Wind weder sehen noch angreifen, sondern nur spüren. Und die wenigsten wissen, woher er kommt und wie er entsteht.
Ähnlich geht es oft Menschen, die ein Unternehmen gründen. Dem Entschluss geht ein Gefühl voraus, das einmal stärker, einmal schwächer vorhanden ist. Die Richtung ist meistens gleich und die Gedanken beginnen sich zu drehen und produzieren kreative und klare Ideen. Bis genug Energie vorhanden ist, um sie in konkrete Schritte umzusetzen. Die Energie speist sich aus dem Willen und dem Selbstvertrauen, etwas verändern zu können und dem Mut, es ungeachtet der Möglichkeit zu scheitern, trotzdem zu versuchen. Manchmal dreht sich der Wind und es werden andere Gedanken produziert: Ängste, Sorgen und Zweifel. Dieser Wind kann ganz schön rau sein.
Aufregend: Das Verlassen der Komfortzone
Dabei wäre es doch viel bequemer in seiner Komfortzone zu bleiben. Gewohnte Abläufe, ein fixes Gehalt, einigermaßen abgesicherte Verhältnisse und die Möglichkeit, den Job jeden Tag beim Verlassen der Firma aus den Gedanken zu verbannen. Menschen mit Unternehmergeist schätzen diesen Lebensstil aber ganz und gar nicht. Sie empfinden ihn als einschränkend und langweilig. Sie erkennen ihr Potenzial und möchten es nicht ungenutzt lassen. Sie haben ein Feld entdeckt, wo ihr Potenzial gefragt ist. Sie wollen Probleme lösen, das Leben komfortabler machen – oder auch die Welt verändern. Dass die möglichen finanziellen Einkünfte nach oben hin offen sind, ist ein angenehmer Nebeneffekt, aber nur sehr selten ist das alleine der Grund sich selbstständig zu machen. Denn gerade am Anfang ist oft das Gegenteil der Fall, nämlich dass man über längere Zeiträume mit sehr wenig Geld das Auslangen finden muss und trotzdem beharrlich an seinem Kunstwerk weiterfeilt.
Ein neuer Umgang mit Misserfolg
Wenn Sie ein Unternehmen gegründet haben, haben Sie vielleicht auch schon den einen oder anderen Rückschlag erlebt. Hilfreich ist dabei die Erkenntnis, dass diese Situation nur ein Zwischenergebnis ist. Im Fußball ist allgemein bekannt, dass sich ein Spielstand relativ schnell ändern kann. Ein Spiel dauert mindestens neunzig Minuten, erst danach steht das Endergebnis fest. Was hier einleuchtend ist, wird im Beruf manchmal ignoriert. Nehmen wir an Sie sind gerade dabei eine Geschäftsidee umzusetzen und scheitern an diversen Gründen. Vielleicht haben Sie die Marktsituation falsch eingeschätzt, Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung war doch noch nicht ausgereift, oder Sie haben falsch kalkuliert. Viele betrachten sich dann als gescheitert und legen ihre Idee ad acta legt. Ich lade Sie zu einem kleinen Gedankenexperiment ein: Nehmen wir an, das Leben besteht aus verschiedenen Spielen. Unter anderem aus dem Spiel „Berufliche Selbstverwirklichung“. Die Spieldauer liegt in Ihrem Ermessen. Nun sind Sie mit der Situation konfrontiert, dass die Idee für Ihre berufliche Selbstverwirklichung nicht gefruchtet hat. Trotzdem haben Sie es in der Hand, die Spieldauer unbegrenzt zu verlängern! Es ist nur ein Gedanke, aber er verändert die Konsequenzen radikal. Denn solange das Spiel am Laufen ist, gibt es keine Endergebnisse mehr, sondern nur noch Zwischenergebnisse. Niemand kann abpfeifen, außer Sie selbst. Aber das tun Sie natürlich nicht, da Sie ja im Spiel bleiben möchten.
Wer einen Rückschlag als Zwischenergebnis betrachtet, bleibt länger am Ball. Das Endergebnis ist das Ziel, das Sie mit Ihrer Idee erreichen wollen. Bis dahin gibt es nur Zwischenstände. Mal erfreuliche, mal weniger erfreuliche. Alles kein Grund, sich als gescheitert zu betrachten. Scheitern ist übrigens nur ein Gefühl und niemals eine Tatsache. Sollten Sie sich einmal als gescheitert betrachten, vergessen Sie das gleich wieder und entscheiden Sie sich für einen neuen Versuch. Das Endergebnis ist somit wieder offen. Willkommen zurück im Spiel!
Das halb leere Glas als Motivation
Als Jungunternehmerin oder Jungunternehmer gibt es vielleicht etwas, das Sie unzufrieden macht. Diese Unzufriedenheit fühlt sich aber nicht unangenehm an. Vielleicht ist sie sogar Ihr Motor, aus dem der Wunsch und Drang nach Verbesserung entspringt. Ihr Glas betrachten Sie deshalb am besten nicht immer als halb voll, wie wir es angeblich tun müssten, um erfolgreich durchs Leben zu gehen. Diese Haltung könnte man nämlich auch mit einem „Passt schon“ übersetzen. Die dazu passende Geste wäre ein gemütliches Zurücklehnen. Und genau da kann das halb volle Glas zum Problem werden. Denn es geht nicht um das Wasser in Ihrem Glas, sondern um alle möglichen Lebensumstände. Stellen Sie sich vor, im Glas befinden sich Ihre Gesundheit, Ihre Finanzen, Ihre Kunden, Ihre Ideen. Und in manchen Bereichen fehlt vielleicht die Hälfte. Ist es dann gut, das Glas als halb voll zu betrachten? Wozu würde diese Einstellung führen? Genau! Es führt zu nichts. Warum sollte es auch, wenn es eh halb voll ist? Mit dem halb vollen Glas gelingt es uns zwar, optimistisch zu bleiben, aber bestimmt nicht, das Glas wieder ganz aufzufüllen.
Wozu führt es aber, wenn Sie das Glas als halb leer betrachten? Das gemütliche Zurücklehnen fühlt sich plötzlich nicht mehr so gut an. Deshalb verändern Sie jetzt Ihre Haltung. Auch das Sitzenbleiben fällt immer schwerer. Und irgendwann ist es soweit: Sie kommen ins Handeln – und füllen dadurch Ihr Glas wieder auf. Das halb leere Glas mag pessimistisch klingen. Aber es ist ein konstruktiver Pessimismus, wenn Sie dadurch ins Handeln kommen. Seien Sie optimistisch, dass Sie damit Ihr Glas wieder ganz voll bekommen.
In natürliches Wachstum vertrauen
Natürlich braucht es für jeden Fortschritt ein nötiges Maß an Geduld. Und das ist nicht unbedingt die Stärke vieler Menschen, die ein Unternehmen gründen. Aber das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. So manches Pflänzchen haben Sie vielleicht schon ausgerissen, weil Sie wollten, dass es schneller wächst. Wie groß könnte es heute bereits sein? Kundenbeziehungen, Teamgefühl und verschiedene Projekte, bei denen Sie vorwärts kommen möchten, können sich dauerhafter und stabiler entwickeln, wenn Sie dem Ganzen Zeit geben. Wer hoch hinaus will, muss gut verwurzelt sein. Und eine tiefe Verwurzelung entsteht nicht, wenn Sie permanent an dieser Pflanze ziehen.
Ein typischer Verhinderer eines natürlichen Wachstumsprozesses ist mangelndes Vertrauen. Zu wenig Vertrauen in das, was man tut, löst das Gefühl aus, immer mehr tun zu müssen. Vertrauen Sie darauf, dass die Pflanze wächst, auch wenn Sie es mit bloßem Auge noch nicht sehen. Etwas unbedingt haben zu wollen, ist einerseits ein tolles Gefühl, das Kraft und Energie gibt. Andererseits kann genau das zu unüberlegten Schnellschüssen führen. Bei welcher Pflanze auch immer Sie bleiben wollen: Tun Sie jeden Tag etwas für sie. Nur nicht daran ziehen.
So zu denken ist trainierbar
All diese Aspekte sind eine Frage Ihrer Einstellung und der Fähigkeit, seine Einstellung je nach Situation anzupassen. Dies nennt man mentale Stärke. Ihre mentale Stärke steigern können Sie heuer z.B. beim Mentalkongress mit Gerlinde Kaltenbrunner und vielen anderen Top-Trainern. Besonders interessant ist der Kongress auch für Menschen, die selbst beratend tätig sind.
Über den Autor:
Michael Altenhofer ist Diplom-Lebensberater und schreibt neben seiner Coach- und Vortragstätigkeit jeden Sonntag eine Kolumne in der „Krone bunt“. Weiteres ist er Gesellschafter beim Institut für mentale Stärke, das auch den Wiener Kongress für mentale Stärke im Programm hat.